Ein Blick durch den Blur. Die e‑ID im Schweizer E‑Commerce.

Teil 1 der Reihe «eID Commerce in regulierten Märkten»

Die e‑ID ist da, zumindest auf dem Papier.

Im September 2025 hat die Schweizer Stimmbevölkerung das neue e‑ID-Gesetz angenommen. Noch ist die digitale Identität nicht im Alltag angekommen, aber der rechtliche Rahmen steht.

Wir wollten wissen, wie sich die e‑ID im realen Onlinehandel anfühlen könnte – und haben dafür einen eigenen Demo-Shop gebaut: swiyu.unchained.wtf.

Darin: Wein, Bier, Spirituosen, Softdrinks und eine Altersprüfung, die über die e‑ID läuft.

Kein ganzseitiges Pop-up, keine Checkbox. Stattdessen: ein klarer Shop mit unscharfen Produkten, bis das Alter bestätigt ist.

Alterskontrolle ohne Blockade

Beim ersten Aufruf sieht man alles: Layout, Branding, Preise, Kategorien. Nur die alkoholischen Produkte sind leicht verschwommen – Blur statt Sperre. Der Nutzer erkennt sofort, was angeboten wird, aber Details, Mengen oder Warenkorb bleiben gesperrt, bis er sich verifiziert.

Oben im Banner steht:

«e‑ID Altersprüfung: Mit Swiyu Ihr Alter bestätigen und alle Produkte sehen.»

Ein Klick auf „Jetzt verifizieren" öffnet die Swiyu-App. Nach der Altersprüfung via e‑ID wird der Shop freigeschaltet – Produkte erscheinen klar, Beschreibungen und Warenkorb sind aktiv.

So funktioniert Kontrolle, ohne das Erlebnis zu zerstören.

So lässt sich die Altersprüfung im Demo-Shop testen

Wer den Ablauf selbst ausprobieren möchte, kann die Verifikation im Unchained Demo-Shop mit einer Test-e‑ID simulieren.

Der Bund stellt dafür eine Beta-Infrastruktur bereit, auf der sich anonyme Test-Identitäten erstellen lassen.

So funktioniert es:

  1. Swiyu-App installieren. Die e‑ID wird in einer sogenannten „Wallet"-App auf dem Smartphone abgelegt. Der Bund stellt dafür die Swiyu-App für iOS und Android zur Verfügung. → App herunterladen und installieren.
  2. Beta-eID erstellen. Besuche bcs.admin.ch/bcs-web und klicke unter Beta-ID anfordern auf Anfordern. Trage fiktive Daten ein (das Geburtsdatum sollte über 18 Jahre zurückliegen). Nach dem Absenden erscheint ein QR-Code.
  3. QR-Code in der Swiyu-App scannen. Öffne die Swiyu-App auf deinem Smartphone, wähle Scannen und richte deine Beta-ID ein. Nach dem Hinzufügen wird die Test-e‑ID in der App gespeichert.
  4. Demo-Shop besuchen. Gehe auf swiyu.unchained.wtf und starte dort die Altersprüfung über e‑ID.

Nach erfolgreicher Prüfung wird der Shop automatisch freigeschaltet. Die zuvor unscharfen Produkte erscheinen klar, und alle Details und Funktionen sind zugänglich.

Was im Hintergrund passiert

Die e‑ID liefert ein einziges Attribut: ob die Person alt genug ist.

Mehr nicht.

Kein Geburtsdatum, keine Adresse.

Der Shop erhält nur die Bestätigung, dass der Nutzer die gesetzliche Altersgrenze erreicht. Damit erfüllt das System sowohl die Anforderungen des Jugendschutzes als auch des Datenschutzgesetzes.

Alles läuft automatisch, anonym und ohne Medienbruch.

Warum UX hier den Unterschied macht

Wir wollten sehen, ob sich Rechtssicherheit und gutes Design kombinieren lassen. Der Blur-Ansatz schafft genau das:

  • Der Nutzer versteht sofort, was passiert.
  • Der Shop bleibt offen, statt sich zu verstecken.
  • Die Verifikation fühlt sich an wie ein Feature, nicht wie ein Hindernis.

Gerade bei sensiblen Produkten wie Alkohol oder CBD entsteht so Vertrauen, ohne dass man es erklären muss.

Ein kurzer Blick nach vorn

Mit der angenommenen Volksabstimmung im September 2025 steht die e‑ID kurz vor der Umsetzung. Der Bund plant den Rollout im Verlauf des Jahres 2026, beginnend mit Test- und Pilotphasen. Die technische Infrastruktur – Wallet-App, Zertifizierungsstellen und Schnittstellen – wird derzeit vorbereitet.

Für Entwickler und Anbieter bedeutet das:

Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, reale Anwendungsfälle zu erproben.

Unser Demo-Shop swiyu.unchained.wtf dient genau diesem Zweck – als Experimentierfeld für Integration, UX und rechtssichere Abläufe.

Was wir gelernt haben

Digitale Identität kann schlicht sein. Wenn die e‑ID direkt im Shop funktioniert, braucht es keine zusätzlichen Accounts, Scans oder Formulare. Das macht die Altersprüfung nicht nur sicherer, sondern auch angenehmer.

Wie es weitergeht

Dieser Beitrag ist Teil 1 unserer Reihe «eID Commerce in regulierten Märkten».

Im nächsten Beitrag schauen wir uns an, wie sich eID und Membercards in kontrollierten Bereichen einsetzen lassen.

eID Commerce: Wir testen, wie sich Vertrauen digital anfühlt.

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