In den ersten beiden Artikeln ging es darum, wie die Schweizer e‑ID die Grundlage für vertrauenswürdige digitale Nachweise schafft.
Heute geht es um eine konkrete Anwendung im Handel:
Wie können Händler digitale Beziehungen gestalten, wenn Kundendaten nicht mehr zentral gespeichert werden müssen?
Neue Möglichkeiten der Kundenbindung
Im heutigen E‑Commerce bilden Accounts das Zentrum jeder Kundenbeziehung. Sie speichern Adressen, Bestellungen, Präferenzen und Bonuspunkte. Gleichzeitig sind sie mit Aufwand, Sicherheitsrisiken und wiederkehrenden Logins verbunden.
Mit der e‑ID entstehen neue Möglichkeiten, solche Beziehungen einfacher und sicherer zu gestalten. Digitale Nachweise können im Handel als Alternative oder Ergänzung zu bestehenden Accounts dienen, insbesondere, wenn es um Identität, Berechtigung oder Kundenbindung geht.
Ein Beispiel dafür sind digitale Member Cards, auch bekannt als Kunden- oder Loyalty Cards, die als verifizierbare Nachweise ausgestellt werden können.
Wie digitale Member Cards funktionieren
Eine Member Card ist ein verifizierbarer digitaler Nachweis, der von einem Händler ausgestellt wird, vergleichbar mit einer klassischen Kundenkarte, aber sicherer und datensparsamer.
Ausstellung
Nach einem Kauf kann der Händler eine Member Card anbieten. Sie enthält eine eindeutige Kennung (UUID), die als Referenz für Bonuspunkte, Bestellstatus oder Serviceanfragen dient. Der Kunde speichert die Karte in seinem Wallet, etwa im Swiyu-Wallet.
Im Geschäft
An der Kasse kann die Karte als QR-Code gezeigt werden. Das Kassensystem liest die UUID und prüft ihre Gültigkeit. Der Händler erkennt die Karte wieder, ohne personenbezogene Daten zu speichern.
Online
Beim nächsten Einkauf kann die Karte als Nachweis freigegeben werden. Der Shop prüft sie über eine Verifier-Schnittstelle und erkennt, dass es sich um dieselbe gültige Member Card handelt. Damit wird Wiedererkennung möglich, ohne Login.
Eine Ergänzung zu bestehenden Systemen
Digitale Member Cards ersetzen bestehende Kundenkonten nicht, sie erweitern sie. Ein Händler kann weiterhin Accounts für komplexe Funktionen anbieten, aber zusätzlich Member Cards für einfache, wiederkehrende Interaktionen:
Treueprogramme, Clubmitgliedschaften, Bonusaktionen oder Servicezugänge.
So entsteht ein flexibles Modell: Kunden, die eine Karte im Wallet speichern, bleiben erkennbar, ohne ein Login zu benötigen. Und wer mehr Funktionen wünscht, kann sich weiterhin registrieren.
Was sich für Händler verändert
Die Member Card verschiebt den Fokus von zentralen Profilen hin zu freiwilligen, überprüfbaren Beziehungen. Daten, die für Service oder Abrechnung nötig sind, bleiben im System des Händlers. Doch der Zugang erfolgt über Nachweise, nicht über wiederkehrende Logins oder Cookies. Das schafft Klarheit und Vertrauen, für Nutzer wie für Unternehmen.
Ein Beispiel
Nach einer Onlinebestellung fragt ein Shop:
«Möchtest du unsere Member Card? Sie vereinfacht den Checkout, ermöglicht dir den Zugriff auf Bestellungen sowie Treuepunkte und funktioniert auch im Laden.»
Der Kunde nimmt das Angebot an, die Karte wird ins Wallet geladen. Beim nächsten Einkauf, online oder offline, kann er sie vorzeigen oder freigeben.
Die Member Card selbst enthält keine Bestellhistorie – sie ist nur ein Nachweis (z.B. mit einer UUID). Aber: Der Händler kann über diese UUID Bestellungen im eigenen System zuordnen und diese beim nächsten Besuch anzeigen, wenn die Karte präsentiert wird. Also: Die Karte zeigt nichts von sich aus, aber sie ermöglicht den Zugriff auf Bestellungen.
So entsteht eine einfache, nachvollziehbare Form der Kundenbindung, die Datenschutz und Komfort verbindet.
Fazit
Digitale Member Cards zeigen, wie sich e‑ID-basierte Nachweise sinnvoll in bestehende Prozesse integrieren lassen. Sie sind keine Ablösung der heutigen Systeme, sondern eine Alternative und Ergänzung für Händler, die ihre Beziehungen zu Kunden sicherer, einfacher und transparenter gestalten wollen.
Bei Unchained Commerce beschäftigen wir uns genau mit diesen Schnittstellen: Wie sich Vertrauen, Identität und Commerce verbinden lassen, damit digitale Beziehungen einfacher, sicherer und benutzerfreundlicher werden.